Sprungmarken
03.05.2016

Grenzenlose Kunst in der Tufa

Salmon aus Afghanistan (l.) bespricht mit Doha aus Syrien die Maltechnik für einen gepunkteten Himmel.
Salmon aus Afghanistan (Mitte) bespricht mit Doha aus Syrien die Maltechnik für einen gepunkteten Himmel.
Asylsuchende und einheimische Künstler haben sich im Projekt Kunstasyl der Tufa drei Wochen lang künstlerisch betätigt. Das Kulturzentrum stellte den Künstlern ein Gemeinschaftsatelier einschließlich Material und Werkzeug zur Verfügung. In dem offenen Angebot begegneten sich verschiedene Kunstformen, sodass sich immer wieder schöne und überraschende Aktionen entwickelten.

Es war das erste Projekt, das sich an geflüchtete bildende Künstler wandte, erklärte Tufa-Geschäftsführerin Teneka Beckers, und die 35 Anmeldungen zeigten, dass es direkt auf große Nachfrage stieß. Martina Diederich vom Kunstgremium der Tufa erklärt die Philosophie: „Uns war es wichtig, ein offenes Angebot zu machen, wo alle frei arbeiten können“. Trierer Künstler gaben in diesem Rahmen teilweise Kurse, arbeiteten aber auch an eigenen Projekten, so dass sich ein zwangloses Neben- und Miteinander entwickelte.

Abstrakte, oft düstere Bilder

Die junge Nour aus Suwaida im Süden Syriens hat in ihrer Heimat Kunst studiert und sich auf Ölmalerei spezialisiert. Nach acht Monaten in Deutschland gestaltete sie im Kunst- asyl ihr erstes Werk. Sie erzählt, dass sie erst einmal richtig ankommen musste, um wieder malen zu können. Auch benötige sie dafür den Platz, den sie erst in der Tufa gefunden habe. Ihr gefällt die „schöne Atmosphäre“ im offenen Atelier, die sie an ihre alte Uni erinnert. Am liebsten würde sie in Deutschland einen Master an einer Kunsthochschule machen.

Andere Teilnehmer lernten die Grundlagen des Malens mit Acrylfarben erst von Irina Ruprecht, einer Trierer Malerin, die einen entsprechenden Kurs innerhalb des Kunstasyls anbot. Die Nachwuchskünstler erstellten mit ihrer Hilfe zunächst kleine Collagen, die sie anschließend auf eine große Leinwand übertrugen. Die Ärztin Doha aus Suwaida hat ein Gemälde mit abstrakten Gebäuden, fallenden Bomben und einer riesigen roten Fläche erschaffen. Ihre Augen leuchten, wenn sie von ihren Erfahrungen in dem Kunstprojekt berichtet. „Ich liebe es, wir hatten viel Spaß und alle waren so nett“, sprudelt es aus ihr heraus. Der Kurde Mustafa, ein Wirtschaftswissenschaftler, freut sich, das Malen mit Farben gelernt zu haben, ein Hobby, das er gerne beibehalten möchte. Sein Bruder Farhad, der in Syrien Mathematik studiert hat, zeichnet unterdessen mit Hilfe einer Fotovorlage eine Kämpferin aus Kobane, die ein Kind stillt. Er erklärt, dass er in seinen Bildern den Schmerz zeigen wolle, den der Krieg über die Menschen bringe. Zwischen den Staffeln mit abstrakten, oft düsteren Bildern fällt ein großes Bild der Porta Nigra auf. Jamal, ein erfahrener Hobby-Maler aus Syrien, hat es anhand eigener Skizzen gemalt. Auf seinem Handy zeigt er weitere inzwischen verlorene Gemälde, die er in seiner Heimat angefertigt hat.

Cornelia Granow-Beys von der Kulturwerkstatt war oft als Ansprechpartnerin vor Ort und hat dort auch eigene Bilder gemalt. Sie berichtet von einer ereignisreichen Zeit voller bereichernder und lustiger Begegnungen. So erstellten alle gemeinsam ein großformatiges Gemälde, an einem Abend wurden mit Hilfe eines Eisens künstlerische Crêpes gebacken, es gab ein Fotografieprojekt und an den Wochenenden gesellten sich Musiker hinzu wie der professionelle Ney-Flötenspieler Mohamed Alabo aus Aleppo, der Trommler Ahmad aus Damaskus oder ein deutsch-syrisches Gitarren-Duo. Das Projekt endete am Wochenende mit einer großen Ausstellung. bau

Archiv

Pressemitteilungen nach Zeitraum filternZeige Artikel von


bis