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29.09.2015

Deutschkurse mit System

Sprach und Integrationskurs in der VHS
Dozent Abou Elnaga spricht fließend Arabisch und kann daher besonders gut auf die syrischen Kursteilnehmer eingehen.
Schnell Deutsch zu lernen ist das Ziel der meisten Flüchtlinge. Doch erst wenn sie als Asylbegehrende offiziell anerkannt sind, beziehungsweise einen gesicherten Bleibestatus haben, dürfen sie sich für Sprach- und Integrationskurse bewerben, die aus Mitteln des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) finanziert werden. Nach erfolgreichem Abschluss eines solchen Integrationskurses erhalten sie ein Zertifikat, das ihnen ausreichende Deutschkenntnisse bescheinigt und von den deutschen Behörden anerkannt wird.

Da Asylverfahren derzeit viele Monate dauern, sind die Flüchtlinge zur Überbrückung der Wartezeit auf zusätzliche Sprachangebote angewiesen. Viele Asylbewerber haben jedoch nicht das Geld, um sich an Sprachakademien einzuschreiben. Damit sich der Integrationsprozess dieser Menschen nicht monatelang verzögert, führt die Trierer VHS zur Zeit kostenlose Sprachkurse für noch nicht anerkannte Asylbegehrende durch. Die Kosten wurden von der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD)  übernommen. Voraussetzung für die Teilnahme ist, dass den Asylbegehrenden bereits eine Wohnung zugewiesen wurde und sie nicht mehr in der Erstaufnahmestelle des Landes wohnen.

Das Amt für Soziales und Wohnen sowie die Caritas, die die Asylbewerber in Trier betreuen, machten die Flüchtlinge auf den Kurs aufmerksam. Ein Deutschlehrer der VHS, der auch Arabisch spricht, kontaktierte zusätzlich nochmals alle potenziellen Teilnehmer, um Missverständnisse zu klären und Ängste zu nehmen. In je 100 Unterrichtsstunden lernen die Asylbewerber nun ganz grundlegende Wendungen, um sich im Alltag zu verständigen, beispielsweise beim Einkauf, beim Arzt oder bei Behördengängen. Der eine Kurs ist auf Arabischsprachige zugeschnitten, die die lateinische Schrift noch nicht kennen, der andere setzt die Kenntnis unserer Schrift voraus, die die Teilnehmer zumeist durch Englischunterricht in ihren Herkunftsländern erlernt haben.

Sobald die Asylbewerber einen gesicherten Bleibestatus haben, können sie Förderanträge für die Integrationskurse beantragen, die vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge finanziert und anerkannt werden. Wer die finanziellen Mittel hat, kann die Kurse auch schon vorher aus eigener Tasche zahlen. Vor dem Besuch dieser Kurse steht eine obligatorische Beratung und Einstufung. Bei Vorkenntnissen, die beispielsweise durch VHS-Kurse für noch nicht anerkannte Flüchtlinge erworben wurden, können die Teilnehmer auch sofort in einem höheren Kursabschnitt starten.

280 Zuwanderer qualifiziert

Der Integrationskurs besteht aus einem Sprachkurs mit 600 Unterrichtseinheiten, der sich in sechs Abschnitte gliedert, und einem Orientierungskurs mit 60 Stunden. Der Sprachkurs führt bis zum Sprachniveau B 1 des europäischen Referenzrahmens. Die Teilnehmer lernen nicht nur, sich im alltäglichen Leben zu verständigen, sondern auch auf Deutsch Briefe und E-Mails zu schreiben, zu telefonieren und Formulare auszufüllen. Im Orientierungskurs werden Themen wie die deutsche Rechtsordnung, Geschichte und Kultur durchgenommen sowie für Deutschland wichtige Werte wie Religionsfreiheit, Toleranz und Gleichberechtigung.

Im vergangenen Semester hat die VHS 18 Integrationskurse durchgeführt und dabei rund 280 Zuwanderer qualifiziert, viele davon aus dem Umland, die in ihren Kommunen keine Sprachangebote vorfinden. Zusätzlich hat die VHS weiterführende Sprachkurse angeboten, die die Teilnehmer zumeist selbst bezahlen, zum Beispiel weil sie ein höheres Sprachzertifikat für eine Einschreibung an der Universität oder für den Einstieg in die Arbeitswelt benötigen. Im gerade angelaufenen Semester führt die VHS Kurse in ähnlichem Umfang durch. Auch einige Privatunternehmen bieten in Trier Sprach- und Integrationskurse an.

Da der Stadt in den kommenden Monaten voraussichtlich mehrere Hundert Asylbewerber zugewiesen werden, erwartet die VHS einen erhöhten Bedarf an Sprach- und Integrationskursen. Das bedeutet sowohl personellen Aufwand zur Koordinierung der Lehrbeauftragten, der Teilnehmer und bei der Mittelbeantragung als auch einen erhöhten Bedarf an Unterrichtsräumen. Der Stadtrat wird sich mit diesem Thema daher in seiner nächsten Sitzung am 6. Oktober beschäftigen.

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