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28.06.2016

Fußball, Musik und eine Nähwerkstatt

Jennifer Ries vom Treffpunkt am Weidengraben trifft sich im benachbarten Burgunderviertel mit den dort lebenden jungen Syrern.
Jennifer Ries vom Treffpunkt am Weidengraben trifft sich auch im benachbarten Burgunderviertel mit den dort lebenden jungen Syrern.
In Wohngemeinschaften im Burgunderviertel leben viele junge Männer, die alleine nach Deutschland gekommen sind. Die meisten von ihnen stammen aus Syrien. Mit einem speziellen Angebot geht das Stadtteilzentrum Treffpunkt am Weidengraben in Neu-Kürenz seit April auf sie zu, um sie besser an den Stadtteil anzubinden.

„Ich bin guten Mutes, was die jungen Männer betrifft, aber Integration ist kein Selbstläufer“, erklärte Bürgermeisterin Angelika Birk bei der Vorstellung des Programms. Deshalb habe die Stadt zusammen mit ihrem Partner, dem Treffpunkt am Weidengraben, ein spezielles Angebot geschaffen, um alleinreisende Männer pädagogisch zu begleiten. „Morgens gehen sie in den Sprachkurs, mittags sind sie zu Hause“, fasste der Leiter des Treffpunkts, Stefan Zawar-Schlegel, die Situation dieser Flüchtlinge zusammen. Die Angebote des Treffpunkts mit seinem Jugendzentrum sollen die jungen Männer zum einen besser im Stadtteil verwurzeln, ihnen aber auch helfen, mehr Struktur in den Tag zu bringen.

Seit April kümmern sich Jennifer Ries und Redha Kayali, der selbst vor Jahren als Flüchtling aus Syrien gekommen ist, um die männlichen Flüchtlinge im Burgunderviertel. Am Anfang des Projekts kontaktierten sie die jungen Männer und fragten sie nach ihren Wünschen zur Freizeitgestaltung. Für die sportlichen und gesellschaftlichen Aktivitäten suchten sie sich dann Kooperationspartner. „Fußball steht bei den Flüchtlingen hoch im Kurs“, erklärte Zawar-Schlegel. Inzwischen bestehe daher eine enge Kooperation mit dem Sportverein Kürenz und dem FSV Tarforst. In Zusammenarbeit mit einer Musikschule und einem ehrenamtlichen Gitarrenlehrer finde ein Gitarrenkurs statt und es gebe Kooperationen mit einer studentischen Theatergruppe. Um den jungen Männern das hiesige Verständnis der Geschlechterrollen nahezubringen, wurden außerdem Kontakte zu pro familia geknüpft, ein Verein, der auf Sexualpädagogik und -beratung spezialisiert ist.

Kontakte mit den Nachbarn

Die Organisatoren hoffen, dass sich für die jungen Flüchtlinge über die Angebote auch weitere Kontakte mit den Trierer Nachbarn ergeben. Generell habe man im Treffpunkt die Erfahrung gemacht, dass musikalische und kulinarische Aktivitäten einfach zu organisieren seien und sehr viel Zuspruch aus allen kulturellen Kreisen hätten, berichtet der Leiter des Stadtteilzentrums. So sei ein Singkreis bei einem offenen Abend aus allen Nähten geplatzt und auch die Grillabende seien sehr beliebt. Eine Überraschung erlebten sie mit einem angebotenen Nähkurs. Die Lehrerin sah sich acht bis zehn syrischen Männern gegenüber, die gar keine Anleitung zum Nähen benötigten, weil sie in ihrer Heimat bereits in dem Bereich gearbeitet hatten. Der Treffpunkt plant daher nun, als offenes Angebot eine Nähwerkstatt aufzubauen.

Aufs reine Konsumieren würden sich die Flüchtlinge nicht beschränken, hat Zawar-Schlegel beobachtet. Stattdessen beteiligten sie sich aktiv am Gelingen der Aktivitäten, etwa wenn sie selbst Gerichte für die Treffen zubereiteten oder die Küche des Treffpunkts danach in Eigenregie reinigten. Beim jüngsten „Dreck-weg-Tag“ in Kürenz seien von 25 Teilnehmern etwa 15 aus dem Burgunderviertel gekommen. Ziel des Treffpunkts sei nun auch, den Kontakt mit den Einheimischen bei gemeinsamen Aktivitäten zu intensivieren.

Bei den Flüchtlingen kommt das Angebot gut an. Hani Alalajati aus Damaskus berichtet, dass er keinen Fußball mag, aber Musik: „Ich wollte schon lange Gitarre spielen, jetzt bin in einem Kurs.“ Die Cousins Abdul Achma und Whalid Garza hingegen sind fußballbegeistert und spielen nun im Verein. Bei der laufenden Europameisterschaft drücken sie Deutschland die Daumen.

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