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16.01.2017

Berufliche Integration als Ziel

Ezat Khwaja aus Afghanistan bei seiner Arbeit in der Großbäckerei Biebelhausener Mühle.
Ezat Khwaja aus Afghanistan bei seiner Arbeit in der Großbäckerei Biebelhausener Mühle. Bild: Bürgerservice Trier

Flüchtlinge in Trier erhalten auch in 2017 Beratung und Unterstützung bei der beruflichen Erstorientierung und Integration. Die Finanzierung der erfolgreichen Arbeit der beiden Beschäftigungspiloten beim Bürgerservice ist dank des Europäischen Sozialfonds (ESF), des Landes Rheinland-Pfalz und der Stadt Trier für ein weiteres halbes Jahr gesichert.

In 2016 haben die beiden Beschäftigungspiloten über 550 Flüchtlinge zu ihren beruflichen Perspektiven beraten, wie der Bürgerservice bekannt gab. Mehr als 380 Personen wurden in Einzel- und Gruppenveranstaltungen über die Besonderheiten des deutschen Arbeitsmarktes und Sozialversicherungssystems informiert. Mit rund 220 Flüchtlingen wurden in intensiven Einzelgesprächen Kompetenzprofile erarbeitet, die der Agentur für Arbeit und den Jobcentern Anhaltspunkte für deren weitere Beratungs- und Vermittlungsarbeit liefern sollen.

„Zielgruppe des Projektes waren und sind noch nicht anerkannte Flüchtlinge, die in Trier wohnen und eine positive Bleibeperspektive haben. Hinter den oben genannten Zahlen stehen aber viele, viele Einzelschicksale, die auf eine berufliche Zukunftsperspektive in der neuen Heimat hoffen“, erläutert Monika Berger, Prokuristin und zuständig für die arbeitsmarktpolitischen Angebote des Bürgerservice. „Dabei möchten wir sie unterstützen! Profitieren sollen aber nicht nur die Flüchtlinge, sondern auch die Region. Ziel dieses ESF-Förderansatzes ist es, die Potentiale der Flüchtlinge frühzeitig zu identifizieren und für den regionalen Arbeitsmarkt nutzbar zu machen“ führt Berger weiter aus.

„Am Anfang bestand unsere Hauptaufgabe darin, umfassend und verständlich zu informieren, schulische und berufliche Qualifikationen und Erfahrungen zu erfassen und zu dokumentieren, in Sprachkurse zu vermitteln“, beschreibt Gerlinde Neß ihre Arbeit als Beschäftigungspilotin. „Im weiteren Verlauf rückte aber auch die Vermittlung in Betriebspraktika, in Arbeit und Ausbildung immer stärker in den Fokus. Und das wird auch in 2017 ein Schwerpunkt der Arbeit bleiben.“

Dass ihre Arbeit Früchte trägt, zeigen Beispiele wie Ezat Khwaja, 21 Jahre, aus Afghanistan. Er ist seit Herbst 2015 in Trier, wohnt noch immer in der Gemeinschaftsunterkunft in der Jägerkaserne in Trier-West, wo auch das Büro der Beschäftigungspiloten untergebracht ist. Ezat hat zunächst ein einwöchiges Praktikum bei der Biebelhausener Mühle in der Produktion absolviert. Den Kontakt zum Personalleiter Walter Schumann hatten die Beschäftigungspiloten für ihn hergestellt. Als der Betrieb Einstellungsbereitschaft signalisiert, kümmern sich die beiden um alle erforderlichen Formalitäten: Hygieneschulung beim Gesundheitsamt, Klärung der Arbeitserlaubnis mit der Ausländerbehörde und der Arbeitsagentur etc. „Schwierig war auch, die Schichtarbeit mit dem ÖPNV-Angebot zusammen zu bringen“ erklärt Gerd Allgayer, der zweite Beschäftigungspilot beim BÜS. „Für die erste Zeit konnten wir mit Hilfe des Betriebes eine Mitfahrgelegenheit für ihn organisieren“, so Allgayer. Jetzt hat er eine Monatskarte, fährt täglich mit dem Zug nach Schoden und läuft von da aus 20 Minuten zu Fuß zur Arbeit. „Das macht mir nichts aus“, sagt Ezat und lächelt freundlich und bescheiden. „Die Arbeit macht Spaß. Die Kollegen sind nett und helfen. Ich bin sehr froh!“ Auch Personalchef Schumann ist sehr zufrieden: „Herr Khwaja arbeitet sehr zuverlässig und gut. Die anfänglichen Kommunikationsprobleme sind durch die mittlerweile vorhandene Routine nicht mehr relevant. Um ihm entgegenzukommen, richten wir uns bei der Schichteinteilung soweit es geht nach dem Bahnfahrplan.“

Eine ähnliche Erfolgsgeschichte hat Salman Rezai, 18 Jahre, vorzuweisen. Er ist ebenfalls Afghane, ist Ende 2015 nach Deutschland eingereist und hat eigeninitiativ an freiwilligen Deutschkursen teilgenommen, da er noch keine Zulassung für Integrationskurse bekommen hat. Ihn hat Gerd Allgayer zum 29.08.2016 in Ausbildung bei der Glaserei Binsfeld in Trier vermittelt. „Auch bei Salman läuft es bisher sehr gut, er spricht schon ganz gut deutsch und kann sich ergänzend in Englisch verständigen. Sehr hilfreich ist in seinem Fall auch die gute Unterstützung durch die Handwerkskammer Trier“, erklärt Allgayer.

„Solche Erfolge zeigen uns, dass unsere Arbeit sinnvoll ist“ freut sich Neß. „Wir sind froh, dass das Projekt weitergeht und wir unser Unterstützungsangebot fortführen können. Wir haben mittlerweile ein sehr gutes Netzwerk aufgebaut. Die Zusammenarbeit mit den Sozialarbeitern der Stadt und der sozialen Träger klappt sehr gut, wir kooperieren intensiv mit der Arbeitsagentur, mit den Kammern, dem IQ-Netzwerk, die Beratung zur Anerkennung von ausländischen Abschlüssen vorhalten, sind in engem Kontakt mit den Sprachkursträgern und den Anbietern von Qualifizierungsmaßnahmen für Flüchtlinge. Als langjähriger arbeitsmarktpolitischer Träger verfügt der BÜS über sehr viele gute Betriebskontakte, von denen wir bei unserer Arbeit ebenfalls profitieren.“

Auch Berger ist froh über den neuerlichen Bewilligungsbescheid aus Mainz. „Das Projekt fügt sich sehr gut in unser Angebotsspektrum ein, das mittlerweile auch viele Dienstleistungen in der Flüchtlingshilfe umfasst. Unsere Handwerks- und Dienstleistungsabteilungen waren bei der Herrichtung und Ausstattung der städtischen Wohnungen und Gemeinschaftsunterkünfte beteiligt und bieten weiterhin Hausmeister- und Betreuungsdienste in diesen an. Mit dem Projekt „Wohnen daheim“ leisten wir zudem ganz praktische Hilfestellung beim Wohnen lernen in Deutschland und damit einen Beitrag zur sozialen Integration der Flüchtlinge. Zudem haben wir im letzten Jahr die Zahl unserer Integrations- und Alphabetisierungskurse verdoppelt. Auch hier haben wir einen sehr guten Ruf bei den Flüchtlingen!“, freut sich Berger und verrät: „Ich bin zuversichtlich, dass es mit dem Beschäftigungspiloten auch nach dem 30.06.2017 weitergeht. Unsere konzeptionellen Ideen zur Weiterentwicklung des Angebotes haben wir nach Mainz weitergegeben und die ersten Signale aus dem Sozialministerium sind durchaus positiv.“

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