Sprungmarken
12.07.2016

Mit Engagement - und Glück

Das Ehepaar Machetanz und die Familie Gasheem
Rainer (2. v. l.) und Eva Machetanz (3. v. r.) im Kreise der syrischen Familie Gasheem: Mohamed, Vater Jamal mit Bashar, Mutter Fathia und die erwachsenen Söhne Mustafa und Abdul (v. l.). Foto: privat
Als Familie Gasheem aus dem syrischen Aleppo nach Trier kam, wohnte sie zunächst in einem Klassenzimmer der ehemaligen Geschwister-Scholl-Schule. Nur wenige Monate danach hat ihr Leben eine positive Wendung erfahren, mit eigener Wohnung, Arbeit und einer Zukunftsperspektive – geholfen hat ihr dabei das Trierer Ehepaar Machetanz.

„Zu Beginn wussten wir gar nicht, ob wir Flüchtlinge begleiten wollten, weil wir auch anderweitig ehrenamtlich aktiv sind“, berichtet Rainer Machetanz von den Anfängen des Engagements. Jetzt sind er und seine Frau Eva froh, sich bei der Trierer Ehrenamtsagentur gemeldet zu haben und der syrischen Familie Gasheem bei den ersten Schritten in ihrem neuen Leben helfen zu können. Und Familie Gasheem ist genauso froh über die Eheleute Machetanz, ohne die sie nicht so rasch Fuß gefasst hätte. „Als wir ankamen, hatten wir keine Ahnung, wie das Leben hier funktioniert“, erklärt Familienvater Jamal Gasheem. Gleichzeitig wollte die Familie keine wertvolle Zeit verlieren. Sie sagte deshalb zu, an dem Programm von Stadt, Diakonischem Werk und Ehrenamtsagentur teilzunehmen, das ihnen einen ehrenamtlichen Begleiter zur Seite stellt. Anna Puch von der Diakonie brachte die beiden Parteien zusammen.

Arbeit und Hobbys gefunden

Mit Hilfe des Trierer Ehepaars fanden die Gasheems rasch eine eigene Wohnung in Ehrang. Sogar die Arbeitssuche gestaltete sich überraschend einfach: Jamal Gasheem ist Nähmaschinenmechaniker und hat in Syrien 30 Jahre in seinem Beruf gearbeitet. Der Zufall wollte es, dass in Trier das Nähzentrum Knode einen Nähmaschinenmechaniker suchte. Bevor die Firma den Syrer einstellen durfte, musste sie die Stelle allerdings EU-weit ausschreiben – Gasheem blieb der einzige Bewerber. Seitdem arbeitet er zwei Tage die Woche dort und ist „richtig glücklich“ im Job. Schwierigkeiten bereitet ihm nur die deutsche Sprache. Er behilft sich auf der Arbeit mit dem Übersetzungsprogramm von Google und geht während seiner freien Tage zum Deutschkurs. Seine Frau Fathia Nagami besucht einen Sprachkurs für Frauen bei der VHS und kümmert sich sonst um den Haushalt der Familie.

Vor wenigen Tagen haben die Eltern einen Aufenthaltstitel für drei Jahre erhalten, genauso wie ihre minderjährigen Söhne Mohamed und Bashar, die in Trier zur Schule gehen. Ihr volljähriger Sohn Mustafa hingegen hat einen Bescheid für nur ein Jahr erhalten. Er geht ebenfalls in einen Sprachkurs und lernt fleißig Deutsch, um seinem Wunsch näherzukommen, Modedesign zu studieren. Rainer Machetanz hat bereits bei der Hochschule erfahren, dass gute Deutschkenntnisse dafür eine Grundvoraussetzung sind. In Syrien hat Mustafa schon eine dreijährige Designausbildung absolviert.

In seiner Freizeit spielt er außerdem regelmäßig bei einem Verein in Trier-Süd Fußball. Auch der Vater ist überaus aktiv: Neben Arbeit und Sprachkurs geht er seinem Hobby, dem Malen, nach. Er nahm im April bereits an dem Projekt „Kunst-Asyl“ in der Tufa teil und malt jetzt montagabends in der Europäischen Kunstakademie, wo Irina Ruprecht nach Beendigung des Tufa-Projekts mit Hilfe von Spenden eine Malgelegenheit für geflüchtete Künstler weiterführt.

Große Sorgen bereitet der Familie nur der vierte, ebenfalls volljährige Sohn Abdul: Er war zunächst alleine nach Deutschland geflohen, bevor seine Familie nachkam, wohnt seitdem in Magdeburg und hat noch keinen Termin für seinen Antrag auf Asyl bekommen. Nach Trier wechseln durfte er auch nicht. „Ich kann nur warten“, sagt er geknickt und befürchtet, dass er gar keine Post vom Bundesamt mehr erhält. Seine Familie und er können sich daher nur selten sehen.

Flüchtlingsbegleiter gesucht

Für die Familienmitglieder, die in Trier wohnen, normalisiert sich das Leben, weshalb sie und die Familie Machetanz sich nicht mehr so häufig wie am Anfang treffen. Rainer Machetanz erinnert sich, dass selbst sie als Deutsche nicht auf Anhieb alle bürokratischen Wege gefunden hätten. Für Personen, die von außerhalb kommen, sei dies „fast nicht möglich“. Und vieles habe auch einfach mit Glück geklappt, wie die Suche nach einer Arbeitsstelle. Auch wenn es nicht mehr so viele Probleme zu besprechen gibt, möchten sich die beiden Frauen in Zukunft regelmäßig weiter treffen, um Deutsch zu üben.

Anna Puch von der Diakonie weiß, welches Thema gerade viele andere Flüchtlinge auf dem Herzen haben: Sie erhalten ihre Anerkennung und müssen sich langsam eine eigene Wohnung suchen. Hierzu hoffen sie auf Hilfe von netten Menschen.

  • Wer Interesse daran hat, eine geflüchtete Person oder eine ganze Familie zu begleiten, kann sich an Olga Hermann bei der Ehrenamtsagentur wenden, Telefon: 0651/9120702, E- Mail: kontakt@ehrenamtsagentur- trier.de.

Archiv

Pressemitteilungen nach Zeitraum filternZeige Artikel von


bis