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08.12.2015

Sprache, Kultur und Gemeinschaft

Foto: Workshop des Talentcampus im Weisshauswald
Im Weisshauswald befestigen die Erlebnispädagogen ein langes Gurtband an einem Baum, das die Jugendlichen gemeinsam straffhalten, so dass eine Person darüber laufen kann.
Viele minderjährige Flüchtlinge, die alleine in Rheinland-Pfalz ankommen, werden zunächst drei Monate lang in Trier betreut, bevor sie auf verschiedene Erziehungseinrichtungen im Land verteilt werden. Für sie stellten die Volkshochschule und verschiedene Partner ein siebenwöchiges Programm auf die Beine, das ihnen die Eingewöhnung erleichtern soll.

Morgens stehen für die jungen Flüchtlinge drei Stunden Sprachunterricht auf der Agenda, nachmittags kulturelle Bildung. Dies ist das Konzept des Programms Talentcampus plus, das die Trierer Volkshochschule (VHS) zusammen mit dem Palais e. V. und dem Kulturlabor Trier e. V. durchführt, gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Da in Trier nur männliche Jugendliche zwischen 15 und 17 Jahren untergebracht sind, ist die Gruppe einerseits recht homogen. Andererseits stoßen im Laufe der sieben Wochen immer wieder neue hinzu, während andere sich verabschieden. Das liegt daran, dass die Jugendlichen sich alle noch in der dreimonatigen sogenannten Clearingphase befinden, in der ihr familiärer, gesundheitlicher und persönlicher Hintergrund geprüft wird. Ist dieser Abschnitt abgeschlossen, werden sie auf andere Einrichtungen im Land verteilt.

Trotz der Fluktuation: „Die Sprachkurse laufen super“, sind sich die Betreuer einig. Ihren Erfahrungen nach sind die Jugendlichen sehr wissbegierig und wollen alle so schnell wie möglich Deutsch lernen. In kleinen Klassen, die verschiedene Sprachniveaus abdecken, kümmern sich meist je zwei Lehrkräfte um die jungen Schüler. „Insgesamt koordiniert die Volkshochschule 30 Dozenten, die jedoch nicht alle täglich unterrichten“, erklärt die Programmverantwortliche Gisela Sauer.

Nach einem gemeinsamen Mittagessen stehen nachmittags kulturelle Aktivitäten mit verschiedenen Künstlerinnen und Künstlern auf dem Programm, unter anderem Theater, Musik, Graffiti, Jonglieren, Bildhauerei und Sport. „Bildhauen macht ihnen echt Spaß, viele haben Herzen gesägt“, berichtet Franzi Zimmermann vom Palais e.V. Die Europäische Sportakademie bietet Kurse von Fußball bis Leichtathletik an. Trainer Daniel Zirbes hat dabei bemerkt: „Der Sport überwindet Grenzen. Die Jugendlichen kommen beim Sport sofort gut miteinander klar, auch wenn sie sich vorher nicht kannten.“

Einmal pro Woche führen die Erlebnispädagogen des Palais e. V. einen gemeinsamen Nachmittag für alle Teilnehmer durch, der die Zusammengehörigkeit und Teambildung stärken soll, beispielsweise im Hochseilgarten im Weisshauswald.

Beobachtet man die Gruppe auf ihrem Ausflug in den Wald, fällt rasch auf, dass einige der Jungen lebhaft und kommunikativ, andere hingegen zurückhaltend und ernst sind. „Die Aktivitäten am Nachmittag sind auch dafür da, die Jugendlichen für zwei Stunden abzulenken“, erklärt dazu Gisela Sauer, denn viele sorgten sich um Angehörige oder müssten eigene schwere Erlebnisse verarbeiten. Weitere Talentcampus-Programme sind bereits in Planung.bau

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