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08.09.2015

Spielend Deutsch gelernt

We No Speak Americano“ – sondern Deutsch! Die Jugendlichen tanzen eine Choreographie zu dem Hit von Yolanda Be Cool & DCUP.
We No Speak Americano“ – sondern Deutsch! Die Jugendlichen tanzen eine Choreographie zu dem Hit von Yolanda Be Cool & DCUP.
42 Jugendliche mit geringen Deutschkenntnissen haben am Ferienprogramm Talentcampus „Neu in Deutschland“ der VHS Trier teilgenommen. Zwei Wochen lang lernten die 12- bis 17-Jährigen vormittags Deutsch und tobten sich nachmittags gemeinsam kreativ aus. Auf dem Programm standen Tanzen, afrikanisches Trommeln und das Basteln von Leuchtobjekten.

Die Nervosität ist mit Händen zu greifen im großen Saal des Bürgerhauses Trier-Nord. Junge Menschen aus 20 verschiedenen Ländern wuseln umher, richten sich Haare und Kleidung und machen Erinnerungs-Selfies mit ihren Freunden. Heute dürfen sie die Ergebnisse ihres zweiwöchigen Ferienprogramms öffentlich präsentieren und zeigen, dass sie nicht nur ihr Deutsch verbessert, sondern zudem auch gemeinsam Tänze und Lieder einstudiert und Kunstobjekte geschaffen haben.

Mit einem Hochzeitstanz aus Nigeria und einen Fischertanz aus Ghana macht die Trommelgruppe von Musiklehrer Engel Mathias Koch den Anfang. Der Solo-Gesangspart von Emmanuel aus Nigeria klingt nur geringfügig originaler als der Chorgesang seiner engagiert trommelnden Kollegen. Die Teilnehmer der Deutsch-Anfängergruppe stellen sich selbst anschließend mit Namen und Herkunft vor, die „fortgeschrittenen Deutschlerner“ erläutern an einer Wand Fantasietiere wie den „Schangul“ oder das „Schmetterlingshörnchen“, die sie im Unterricht gemalt haben.

Eine Nachmittags-Gruppe hat unter der Anleitung von VHS-Dozentin Ija Daubenspeck Objekte aus Holz oder Draht gebastelt, mit buntem Papier beklebt und angemalt, darunter einen großen Drachen mit heraushängender Zunge, Herzen und Riesenfische. Sie hängen zur Anschauung an der Decke des Saals und sollen auch bei der Illuminale gezeigt werden. Sollte diese 2015 ausfallen, werden sie im Atrium der VHS aufgehängt.

Tradition und Charts

Den Abschluss macht die Tanzgruppe, die mit ihrer Fröhlichkeit und Energie alle Zuschauer ansteckt. Kursleiter Helder Rodrigues hat in eine Choreographie zunächst traditionelle Tänze aus einigen Ursprungsländern der Jugendlichen eingebaut, bevor die Gruppe mit aktuellen Charthits loslegt. Bürgermeisterin Angelika Birk hat anschließend nur lobende Worte für die Aktiven parat: „Ich bin absolut begeistert, das hat meine Erwartungen weit übertroffen.“ Sie verteilt Urkunden an alle Teilnehmer.

Gisela Sauer, Projekt-Koordinatorin bei der VHS, erläutert die Philosophie des Talentcampus, der in Kooperation mit dem Jugendmigrationsdienst und dem Kulturbüro stattfand und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wurde: „Die Jugendlichen sollen nicht nur Deutsch lernen, sondern sich auch nachmittags zu Aktivitäten zusammenfinden, bei denen Sprache nicht die Hauptrolle spielt. Das stärkt das Selbstbewusstsein und das Zusammengehörigkeitsgefühl. Hier müssen zudem alle auf Deutsch reden, weil es die einzige gemeinsame Sprache ist.“ Sprachlehrerin Francesca Schneider hat bemerkt: „Die Kinder fangen am Nachmittag erst richtig an zu sprechen, nicht wie im Unterricht, wo einige gehemmt sind, etwas Falsches zu sagen.“

Die Jugendlichen kommen aus so unterschiedlichen Ländern wie dem Kosovo, der Ukraine, Mazedonien, Afghanistan, Nigeria, Bulgarien oder Portugal. Einige sind Flüchtlinge, die unter Lebensgefahr das Mittelmeer überquert haben, andere sind einfach innerhalb der EU mit ihren Eltern umgezogen. Gemeinsam ist ihnen, dass sie bisher nur wenig Deutsch sprechen, sich aber hier schnell integrieren und Freunde finden möchten. Ein Wermutstropfen bestand darin, dass viele nicht in Trier sondern in Umlandgemeinden wie Zemmer, Waldrach oder Thomm wohnen. So mussten einige der Kinder jeden Tag bereits um 15 Uhr den Bus nach Hause nehmen, auch wenn das Programm eigentlich bis 16 Uhr dauerte.

Die Jugendlichen sind voll des Lobes, wie Arlinda aus dem Kosovo, die mit ihrem großen Bruder Armend teilgenommen hat: „Wir haben alle zusammengearbeitet, die Leute hier sind freundlich und die Lehrerinnen waren toll!“ Auch Katharina aus der Ukraine lobt die Lehrer, beim Trommeln sei es zudem „sehr lustig“ gewesen. Da alle den Kurs freiwillig besuchten, war die Stimmung durchgängig positiv und konstruktiv, bestätigen die Lehrer. Sprachlehrerin Francesca Schneider betont: „Die Kinder sind wahnsinnig motiviert, sie wollen wirklich lernen.“ Und auch Fabian Lang ist von seinen Schülern begeistert: „Alle sind sehr lebhaft, sehr angenehm. Einen besseren Ferienjob könnte ich mir nicht vorstellen!“

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