„Ich fühle mich von allen beobachtet: der Familie, den Freunden und den Nachbarn in der Flüchtlingsunterkunft“, sagt die junge Ufuq aus Syrien im Theaterstück zu ihrem afghanischen Freund Suleiman. Die beiden möchten sich in Deutschland zusammen in Frieden eine neue Heimat aufbauen und müssen dabei auch gemeinsam Intoleranz und veraltete Traditionen überwinden. Für die 17-jährigen Schauspieler Melak und Jalal aus Syrien spiegelt dies genau die Situation wider, in der sie sich tagtäglich befinden. „Ufuq hat mein Herz berührt“, sagt Melak, doch die Identifikation fällt andererseits auch schwer: „In einer Szene sollte ich eigentlich weinen, doch ich war auf der Bühne zu glücklich dazu, weil so viele für mich wichtige Personen im Publikum saßen“, erzählt die junge Syrerin.
„60 Jugendliche im Alter von zehn bis 18 Jahren haben dieses Mal beim Talent-Campus mitgemacht“, berichtet Gisela Sauer von der VHS, die den Ferienkurs wieder mit Fördergeldern des Bundes aus dem Programm „Kultur macht stark“ organisiert hat. Die Jugendlichen konnten wählen, in welcher Form sie sich am Theaterstück beteiligen wollen: als Schauspieler, Tänzer, Sänger, Trommler, Bühnenbildner oder Drachenflieger.
Die Idee, ein Tanztheaterstück zu inszenieren, stammt von Omar Abouhamdan und Christine Reles. Abouhamdan schrieb das Stück und führte Regie, Reles steuerte Musik bei und begleitete den Chor auf dem Klavier, Fabian Lang spielte dazu Gitarre. „Wir hatten nur acht Tage für die Proben“, erzählt Abouhamdan und ist begeistert, wie schnell alle die schwierigen deutschen Texte beherrschten. Acht Tänzer unter der Leitung von Helder Rodrigues und Christiane Trapp von der Tanzschule Dance in Trier interpretierten begleitend die Geschichte von Ufuq und Suleiman. Das Bühnenbild baute Ija Daubenspeck mit zehn Kindern und Jugendlichen.
Wie sehr die verschiedenen Gruppen Hand in Hand zusammenarbeiteten, zeigte besonders eine Szene: Suleiman beschreibt die Tristesse in seiner Heimat Afghanistan, die einst berühmt war für ihre Lenkdrachen: „Bei uns gibt es seit Ewigkeiten Flugverbotszonen, Drachenflieger sind verboten, es gibt keine Vögel mehr am Himmel“. Der Chor jedoch besingt dann die neue Freiheit in Deutschland, in der alle versuchen, ihre Chance zu ergreifen „Wir sind Drachenläufer, wir sind Möglichkeitsräuber, wir fliegen frei“. Dazu bewegt eine Gruppe ihre Lenkdrachen im Rund. Begeisterter Applaus ist am Ende der Dank der zahlreichen Zuschauer.