Der Alltag im Stadtteil Euren hat sich seit etwa anderthalb Jahren durch die stark gestiegene Zahl der dort lebenden Flüchtlinge verändert. Ende 2015 waren in der früheren General-von- Seidel-Kaserne zeitweise bis zu 2000 Menschen untergebracht. „Von Anfang an haben die Eurener diese Entwicklung positiv begleitet“, berichtet Ortsvorsteher Hans-Alwin Schmitz, der zu den Initiatoren des Willkommenscafés gehörte und immer tatkräftig mit anpackt, wenn zum Beispiel Möbel gesucht oder in eine neu bezogene Wohnung transportiert werden müssen.
Kurz nachdem zahlreiche Flüchtlinge in der Kaserne eingezogen waren, habe sich, so Schmitz, die Leiterin der Montessori-Kindertagesstätte im Stadtteil mit der Idee für das Willkommenscafé an ihn gewendet. Der Förderverein der Kita ist in das Projekt einbezogen, weil so auch Spenden eingeworben werden können. Als Standort für das Willkommenscafé kam relativ schnell das Kellergeschoss des „Druckwerk“-Bürgerhauses in der Ottostraße ins Gespräch. Dort steht die benötigte Infrastruktur zur Verfügung und die große Wiese hinter dem Gebäude bietet den Kindern viel Platz zum Spielen und Toben. Bei schönem Wetter werden Bierzeltgarnituren aufgestellt und das Café findet draußen statt. Dafür bringen die ehrenamtlichen Helfer abwechselnd selbstgebackenen Kuchen mit.
Ihr Engagement beschränkt sich aber längst nicht nur auf die Verpflegung der Flüchtlinge, von denen fast alle aus Syrien stammen. Im Lerncafé finden die Asylbewerber immer wieder ein offenes Ohr und erhalten vielfältige Informationen und Tipps auf ihrem manchmal beschwerlichen Weg durch das Anerkennungsverfahren. Ebenso wichtig ist aber auch die menschliche Zuwendung. Viele Kinder im Willkommenscafé laufen mittlerweile bei der Begrüßung direkt auf ihre Betreuerin zu.
Regelmäßiger Sprachunterricht
Viele Eurener schauen immer wieder mittwochs ab 15 Uhr im Willkommenscafé in der Ottostraße vorbei und wissen direkt, was gerade gebraucht wird. Dann wird auch schon mal schnell eine Fahrt zur Möbelbörse organisiert, um noch fehlende Teile für eine Wohnungsausstattung zu organisieren.
Das vielfältige Engagement für die Flüchtlinge ist für Ortsvorsteher Schmitz vor allem ein Gebot der Mitmenschlichkeit: „Das muss auf jeden Fall obenan stehen. Man darf nie vergessen, dass diese Menschen nicht freiwillig hier sind und muss sich nur einmal Fotos von zerstörten Städten, wie Aleppo, anschauen.“
Zum festen Kreis der Helferinnen im Bürgerhaus Euren gehört Christine Zischke. Sie hat sich bereits vor 25 Jahren um Flüchtlinge aus dem früheren Jugoslawien gekümmert. Daher sei es selbstverständlich gewesen, jetzt wieder mit anzupacken. Das Engagement der freiwilligen Helfer im Bürgerhaus beschränkt sich nicht auf den Treffpunkt am Mittwochnachmittag. Einige von ihnen geben bei dem Lerncafé außerdem regelmäßig Sprachunterricht für Asylbewerber im Bürgerhaus.